Elfjährige bei Schüler experimentieren
Von Julia Haller
Was Charlotte Buchhester mal werden will, wenn sie groß ist? Ganz klar: Forscherin! Am liebsten im Bereich Biologie, bei Themen wie dem Klimawandel oder der Erforschung neuer Medikamente. Der erste, kleine Karriere-Schritt ist schon mal getan. Charlotte holt am Samstag die „Schüler experimentieren“ den Landessieg und einen Sonderpreis.
Im PS-Speicher im von Hildesheim gut 70 Kilometer entfernten Einbeck herrscht am Samstag ziemlicher Trubel: An fast 50 Ständen zeigen Schüler und Schülerinnen ihre Projekte in den Bereichen Biologie, Physik und Technik. „Es sind wirklich ganz, ganz tolle Sachen dabei“, sagt Britta Platz, Lehrerin am Hildesheimer Andreanum. Sie hat Charlotte bei ihrem Projekt „Mehlwürmer helfen bei unserem Kunststoff-Problem“ betreut. Fragt man Charlotte, was denn dieses Kunststoffproblem ist, kommt ihre Antwort wie aus der Kanone geschossen: „Überall liegt Müll, der sich ganz schlecht abbauen lässt“, sagt die Elfjährige. „Ein Kaugummi zum Beispiel dauert hundert Jahre, oder noch mehr. Und der Müll gelangt dann in die Meere und verschmutzt alles.“
Sie hat sich also gefragt: Können Mehlwürmer vielleicht helfen? In ihrer Versuchsreihe prüfte sie, ob Mehlwürmer Styropor essen – und hat dabei festgestellt, dass Mehlwürmer den Kunststoff bloß zerkleinern. „Dann habe ich selbst was hergestellt, mit Rezepten aus dem Internet“, erzählt Charlotte. „Mais-Glycerin-Folie und Kartoffel-Glycerin-Folie.“ Und tada: Die Mehlwürmer verspeisen die biologisch abbaubaren Kunststoffe. „Es wäre besser, wenn wir zumindest versuchen, weiter an den Folien zu arbeiten“, lautet das Fazit von Charlotte. „Die Mehlwürmer könnten uns bei unserem Kunststoffproblem dann zumindest etwas helfen.“
Charlotte ist zum ersten Mal bei Schüler experimentieren dabei – dass sie es überhaupt zur Landesauswahl geschafft hat, hat sie schon sehr zufrieden gestimmt. Und dann, gegen 14 Uhr, verkündet die Jury auch noch den Landessieg. „Die Mehlwürmer waren der Ausgangspunkt, doch nun produzierst du schon biologisch abbaubare Kunststoffe“, heißt es aus der Jury-Begründung. „Dein tiefes Verständnis der Thematik hat uns sehr beeindruckt, wir sind gespannt auf deine weiteren Entwicklungen.“ Allerdings war’s das für Charlotte noch nicht: Sie bekommt außerdem den Sonderpreis Energiewende und Klimaschutz des Bundesministeriums für Wirtschaft.