Lehrkräfte und Schüler an Hildesheimer Gymnasium mit Gedanken in Israel

Von Jan Fuhrhop

Wie viele Menschen in Deutschland verfolgt auch Dirk Wilkening mit Schrecken die Bilder und Nachrichten vom terroristischen Angriff palästinensischer Hamas-Kämpfer auf Israel und die Reaktionen des israelischen Militärs. Der Leiter des Hildesheimer Gymnasiums Andreanum hat aber noch einen besonderen Blick auf das gewalttätige Geschehen in Nahost: Denn seine Schule pflegt als einzige in Stadt und Landkreis eine Partnerschaft mit einer in Israel.

Seit 2022 ist das Andreanum der Reut High School of Arts in Haifa verbunden, im November des vergangenen Jahres war eine israelische Schülergruppe in Hildesheim zum Austausch zu Gast. Und in zwei Monaten soll wieder eine kommen, ehe dann im Februar 2024 Andreanerinnen und Andreaner zum Gegenbesuch aufbrechen. So war der Plan. Oder steht er nicht mehr, jetzt, nach der Eskalation der Gewalt?

„Angesichts der Ereignisse muss man um Sprache ringen“, sagt Dirk Wilkening. Zunächst das Wichtigste: An der Partnerschule in Haifa sind alle wohlauf, diese Information habe er am Wochenende bekommen. „Aber Lehrkräfte und die Schülerinnen und Schüler stehen natürlich unter Schock.“ Auch wenn alle Isrealis gelernt haben, mit der latenten Gefahr durch Terroranschläge zu leben, hat das Ausmaß dieses Angriffs doch die meisten „kalt erwischt“ – so Wilkenings Einschätzung. Am Andreanum habe man sich nach internen Diskussionen jetzt zunächst dafür entschieden, den Besuch der Gäste aus Haifa nicht von sich aus abzusagen. „Wir wollen die Tür so lange wie möglich offenhalten und überlassen die Entscheidung unseren Partnern.“

Ob denn die Hildesheimer Gymnasiasten und Gymnasiastinnen im Februar 2024 in Richtung Israel zum Austausch aufbrechen – darüber gibt es nach Auskunft des Andreanum-Leiters noch keine Entscheidung. „Im aktuellen Kontext ist Israel natürlich kein Reiseziel, in das wir Schülerinnen und Schüler schicken wollen.“ Aber er wolle auch keine voreiligen Entscheidungen treffen und schon jetzt den Besuch in Haifa kategorisch ausschließen. Auch wenn die Lage im Nahen Osten keine große Hoffnung auf eine rasche Entspannung mache, räumt Wilkening ein: „Die jetzigen Entwicklungen in dem Konflikt sind deutlich unheilvoller als alles, was in den vergangenen Jahren geschehen ist.“

Am Andreanum selbst gibt es bisher von der Schulleitung keine Aufforderung an die Lehrkräfte, den Angriff auf Israel und den entflammten Krieg im Unterricht zu thematisieren, teilt Wilkening mit. Er gehe aber davon aus, dass viele Kolleginnen und Kollegen das gerade in den höheren Jahrgängen von sich aus machten. Eventuell soll die Lage in Israel bei der wöchentlich stattfindenden zentralen Andacht des evangelischen Gymnasiums zum Thema gemacht werden.

Text und Foto: Archiv der Hildesheimer Allgemeinen Zeitung vom 11.Oktober 2023