Jonas Adolph Goldschmidt wurde am 27. Januar 1868 um 8 Uhr abends als Sohn des Bankiers Moses Goldschmidt (geb. 28.08.1835) und seiner Frau Georgine geb. Feldstein (geb. 04.12.1840) in der Jacobistraße 115, Hildesheim geboren. Gemäß der Geburtsliste der jüdischen Synagogen-Gemeinde wurde der Sohn „Jonas Adolph“ genannt; in späteren Quellen finden sich die Vornamen „Jonas Adolf“ oder nur „Adolf“.

Auf den Sohn folgten vier Töchter: Henriette (geb. 16.01.1869, später Zeckel-Goldschmidt), Bertha (geb. 29.01.1870, später Cohen-Goldschmidt), Merwy (geb. 11.02.1872, später Mengers-Goldschmidt) und Johanna (Geburtsdatum nicht bekannt, später Meyer-Goldschmidt). 1872 zog die Familie in die Osterstraße 270, 1874 in die Osterstraße 3, wo der Vater ein Geld- und Wechselgeschäft eröffnete. 1893 folgte der Umzug in die Almstraße 34, wo sie bis zum Tod des Vaters am 26. Juni 1899 blieben.

Während seine Schwestern vermutlich die Städtische Höhere Tochterschule (heute: Goethegymnasium) besuchten, ging Adolf ab Ostern 1877 auf das Königliche Gymnasium Andreanum, welches seit 1869 in einem Neubau an der Goslarschen Straße untergebracht und als Jungengymnasium ausgewiesen war. Am 16. März 1885 ging Adolf Goldschmidt von der Schule ab, um eine Ausbildung zum Bankier anzutreten. Sein Abgangszeugnis enthielt mehrere Male die Note „befriedigend“ – u.a. in den Sprachen Latein und Griechisch – und zwei Mal schlechtere Noten.

Nachdem er seine Ausbildung, vermutlich in der Firma seines Vaters, abgeschlossen hatte, zog er 1895 nach Fürth und arbeitete ab dem 20. Oktober 1895 bei Wertheimber, einer Firma, die im Bankwesen tätig war. Am 11. August 1899 zogen Adolf Goldschmidt und seine Mutter in die Weinstraße 51, am 15. März 1903 in die Engelhardstraße. 1910 wechselte die Mutter in die Königswarterstraße; ihr Sohn hatte in der Zwischenzeit am 10. April 1905 Bertha Klara Löffler geheiratet und lebte mit ihr in der Moststraße 12, im Haus seiner Schwiegereltern. Seine Frau verstarb bereits am 16. Dezember 1909, seine Mutter am 28. April 1915.

Über die Lebensumstände der folgenden Jahrzehnte ist nichts bekannt. Aber zwischen 1938 und 1940 entschieden sich Adolf Goldschmidt und seine Schwester Merwy Mengers-Goldschmidt, in die Niederlande zu fliehen. Zunächst konnten sie bei ihrer Schwester Bertha Cohen-Goldschmidt, die in der Stadthouderskade 8 in Den Haag lebte, unterkommen. Doch 1940 mussten sie nach Doorn in den Prins Hendrikweg 38 ziehen, weil es Juden verboten wurde, in Den Haag zu leben.

Am 20. Juli 1943 wurden Merwy und Bertha vom Lager Vught, wo sie seit dem 22. April 1943 interniert waren, ins Lager Sobibor gebracht, wo sie drei Tage später umgebracht wurden. Seine andere Schwester Henriette Zeckel-Goldschmidt wurde nach Westerbork gebracht und starb am 23. April 1943 im Lager Sobibor. Adolf Goldschmidt hat es wahrscheinlich, wie ca. 300.000 andere, darunter ca. 28.000 Juden, zunächst geschafft, sich zu verstecken. Sie lebten meist in den ländlicheren Gegenden, hungerten und waren viel Angst und Stress ausgesetzt.

Dann wurde jedoch auch Adolf Goldschmidt am 1. April 1944 ins Lager Westerbork deportiert. Am 31. Juli 1944 wurden er und 212 weitere Gefangene ins KZ Theresienstadt gebracht, wo sie am 2. August 1944 ankamen. Zwischen dem 28. September und dem 23. Oktober 1944 wurde Adolf Goldschmidt ins KZ Auschwitz gebracht, wo er am 25. Oktober 1944 starb.

Leonie Arwen Werner, Q1 (2021/2022)