Der Gebäudekomplex  wurde von Dieter Oesterlen aus Anlass eines Wettbewerbs für einen Neubau des Gymnasiums Andreanum im Jahr 1959 entworfen. Bei diesem Wettbewerb gewann er mit seinem Modell aus Gips den ersten Preis.

Das Gelände der ehemaligen Abtei der Michaeliskirche und der mittelalterliche Hagentorwall begrenzten den Bereich für das Schulgelände. Die Konstruktion bestand aus vier Gebäuden:

  • ein zweigeschossiger Fachklassentrakt mit Eingang, Verwaltung und Aussichtsflur, der sich auf der alten Stadtmauer befindet und die Stadtmauer ebenfalls als Wand nutzt;
  • zwei dreigeschossige Klassentrakte auf dem ebenerdigen Gelände;
  • ein am Haupteingang gelegener zweigeschossiger Baukörper mit Aula und Turnhalle. 

Diesen Entwurf konnte Oesterlen fast wie geplant ab 1960 umsetzen: Nur die Turnhalle wurde erst in den 1980ern, und dann ohne Aula, errichtet.

Als Inspiration für die Gebäude diente vorwiegend die Idee des  „maximalen Respektabstandes“, das heißt, dass die Michaeliskirche weiterhin im Vordergrund stehen musste, was zu folgenden Konsequenzen führte:

Es besteht ein Kontrast zwischen der Kirche und der Schule, das heißt, diese ist schlicht, durchlässig und niedrig gebaut. Die Bauelemente sind quaderförmige und rechtwinklig ineinander gesteckte Klassentrakte mit Flachdächern, die später auch begrünt wurden. Außerdem liegen die Gebäude horizontal in zweiter Reihe hinter der Klosteranlage und der Haupteingang befindet sich außerhalb des historischen Klosterbezirks.

Bei der Errichtung wurde der Fokus auf die Ausrichtung der Gebäude mit Blick auf die Michaeliskirche gelegt. Tatsächlich gilt die Aussicht vom Andreanum (insbesondere vom Physikraum) in Oesterlens Augen als beste Sicht auf Hildesheim. Die Durchlässigkeit ist in Form des Ineinanderübergehens von Andreanum, Stadtmauer und Klostermauer sichergestellt worden.

In den folgenden Jahrzehnten entstanden zahlreiche Neubauten bzw. Erweiterungen des bestehenden Gebäudes. Beim Bau von Andachtsraum und Kunsthaus 1998 wurde die ehemalige Stadtmauer als Wand integriert. 

Heute steht in der Mitte des Geländes eine große alte Kastanie. Das Andreanum hat viele grüne Wiesen auf dem Gelände und ist vom Liebesgrund und dem Magdalenengarten umgeben. 

Herausforderungen waren und sind bis heute die denkmalpflegerischen Aspekte des Oesterlen-Baus. 

Giorgi Bedoshvili, Lena Herbrich, Projektwoche September 2023

Literatur:

Florian Radvan: Bau am Andreanum… und wie Macht und Stärke das Fundament, so Friede und Eintracht den Schlußstein bilde…, in: Florian Radvan und Eva-Maria Smolka: Zur Geschichte des Gymnasium Andreanum. Dokumente einer Schulgeschichte vom 13. Jahrhundert bis in die Gegenwart, Hildesheim 1994, Seite 27-44.

1664, 1869, 1962, Schulgeschichtliche und pädagogische Betrachtungen zur Einweihung eines neuen Schulhauses, herausgegeben vom Andreanum, Hildesheim 1962.

Kerstin Renz: Akzeptanz und Abwehr. Dieter Oesterlens Beitrag zum Hildesheim der 1960er Jahre, in: Klaus Jan Phillip: Vierteljahreszeitschrift für Stadtgeschichte, Stadtsoziologie, Denkmalpflege und Stadtentwicklung. Vom Wirtschaftsboom zur Wachstumsgrenze: Bauten der 1960er Jahre, Esslingen 2013, Seite 349-353.

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