Archäologe und Numismatiker

sal148 Als Heinrich Willers im Juli 1915 im Alter von nicht einmal 45 Jahren starb, verlor die Forschung einen Archäologen und Numismatiker von Rang, der durch seine Arbeiten weiten Kreisen der Wissenschaft bekannt geworden war. Willers, im Jahre 1870 als Sohn eines Bauern und Ziegeleibesitzers in Algermissen geboren, besuchte nach der Grundschulzeit das Andreanum, wo schon früh in ihm durch die Alten Sprachen und die Geschichte Interessen geweckt wurden, die auf den späteren Beruf wiesen. Bereits als Schüler des Andreanums betrieb er intensive Münzstudien und durfte daher als Primaner im Kestner-Museum in Hannover die dortige Münzsammlung bearbeiten und katalogisieren. Nach dem Studium der klassischen Philologie, Geschichte und Archäologie in Göttingen und Bonn promovierte Willers in Halle. Als Bibliothekar und Privatdozent wirkte er unter anderem in Bonn, Breslau und zuletzt in Berlin. Einen Überblick über sein Schaffen gibt uns der Nekrolog, den Friedrich Winter, Bonn, verfasste. Hier einige Auszüge: "Er hat in der antiken Kleinkunst und in der Numismatik die Hauptgebiete seiner Studien gefunden. jmam146oIhnen sind die wichtigsten Arbeiten, die er hinterlassen hat, entnommen: die 1901 erschienene, umfangreiche Untersuchung über die römischen Bronzeeimer von Hemmoor', die in den, Neuen Untersuchungen über die römische Bronzeindustrie von Capua und von Niedergermanien' 1907 ihre Fortsetzung und Erweiterung fand, und die 1909 herausgegebene Geschichte der römischen Kupferprägung', in der er das römische Münzwesen vom Bundesgenossenkrieg bis auf Kaiser Clandius behandelte... . Bleiben auch ... die Ergebnisse nicht in ihrem ganzen Umfang unverändert bestehen, so haben diese Untersuchungen eine breite Basis für ein Weitergehen der Forschung auf diesem Gebiet geschaffen und kennzeichnen sich dadurch als eine Errungenschaft von dauerndem Werte.

Den eingeschlagenen Weg hat Willers in anderen Arbeiten kleineren Umfanges weiter verfolgt ... Für eine umfassende Zusammenstellung der römischen Münzfunde in Nordwestdeutschland ist er im Auftrage des Nordwestdeutschen Verbandes für Altertumsforschung Jahre hindurch in seinen Ferien gereist, leider ohne das Werk ganz zum Abschluss zu bringen. Daneben hatte die akademische Lehrtätigkeit ihn mehr und mehr auf die große Kunst geführt. Namentlich in den letzten Jahren hat er sich vorwiegend der griechischen Plastik zugewendet. Aus diesen Studien gingen ... Abhandlungen über Einzelfragen aus den verschiedenen Epochen der griechischen Kunst hervor, mit denen er sein literarisches Schaffen abschließen sollte. Nicht so sehr diese letzten – schon von der Unruhe, in die ihn die Krankheit versetzen musste, angegriffenen Arbeiten sind es, als die früheren, die mit dem Gewinn, den sie der Wissenschaft gebracht haben, dem Verstorbenen ein ehrenvolles Andenken im Kreise der Altertumsforscher sichern." Zur Erinnerung an Heinrich Willers haben der ehemalige Andreaner Dr. Volker Zedelius, Kustos am Münzkabinett des Rheinischen Landesmuseums Bonn, und der Münzhändler Dieter Raab dem Andreanum einen Ehrenpreis gestiftet. Dieser Ehrenpreis (ein Teller in Sterlingsilber von fast zwei römischen Pfund mit einem eingearbeiteten Andreastaler Georgs III., geprägt 1767, Telemanns Todesjahr) wird jährlich wechselnd an Schülerinnen und Schüler verliehen, die sich durch besondere Leistungen auf dem Gebiet der Alten Sprachen ausgezeichnet haben.
MANFRED BLANK

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