Julius Jacob Israel Kohen wurde am 3. Juli 1866 als erster Sohn von Levi Ludwig Cohen (geb. 05.06.1928 Steenwijk) und seiner Frau Therese geb. Dux (geb. 02.07.1845 Hildesheim) in der Hansestadt Hamburg geboren. Ebenfalls noch in Hamburg kamen sein Bruder Otto (geb. 08.07.1867) und seine Schwester Elsbeth (geb. 20.07.1870) zur Welt. 1872 zog die vierköpfige Familie nach Hildesheim. In Hildesheim wurde Wilhelm (geb. 24.12.1875) geboren. Die Mutter starb einen Tag nach seiner Geburt.

In Hildesheim besuchte Julius Kohen ab 1873 für neun Jahre das Gymnasium Andreanum, wobei er 1878 auf den Realzweig der Schule wechselte. Er schloss seine Schullaufbahn ohne das Abitur ab.

Nun begann für Julius Kohen das Arbeitsleben. Nach einer Lehre in einem Bankhaus in Hannover arbeitete Kohen als Angestellter im Bankhaus J. Loewenherz. Anschließend zog Julius Kohen nach Aschersleben um und wurde dort 1890 Mitbegründer der Bank Goldstein, Kohen & Co. In diese Bank trat 1894 auch sein Bruder Otto Kohen ein.

In Aschersleben „gründete“ Kohen ebenfalls eine Familie, denn er heiratete Clara Eugenie Rubensohn (geb. 11.10.1868 Koblenz), die Tochter von Rudolph Rubensohn und Hermine Rubensohn (geb. Herz). Die Heirat wurde auch dadurch arrangiert, dass die beiden Väter gut befreundet waren. Claras Eltern verstarben früh, erlebten aber beide noch die Hochzeit ihrer Tochter mit Julius Kohen am 18. November 1894 in Aschersleben. Das Ehepaar bekam zwei Kinder: Walter Ludwig wurde am 15. Oktober 1895, Henriette am 26. Dezember 1896, beide in Aschersleben, geboren. 1903 trat Julius Kohen aus der jüdischen Gemeinde der Stadt aus.

Der nächste Abschnitt in Kohens Leben führte ihn nach Hannover, wo er zu Beginn des Ersten Weltkrieg in einer Kriegsgefangenenhilfe als Schatzmeister fungierte. Für diese Leistung bekam er später noch die „Rote Kreuz Medaille Dritter Klasse“ verliehen.

Nach dem Krieg blieb Julius mit seiner Frau in Hannover und arbeitete als Revisionsbeamter für eine Discontogesellschaft. 1925 zog das Paar nach Berlin. Julius arbeitete dort als Verwalter des Grundbesitzes von M. Kempinski & Co. Zu dieser Zeit (und nach dem Tod des eigenen Vaters) ließ er seinen Familiennamen in „Kohsen“ umwandeln, wie es sein Sohn Walter bereits 1914 vorgenommen hatte. Dieser war Mitgesellschafter der Firma Kempinski und heiratete Elisabeth Unger 1924. Mit der Familie Unger war die Familie Kohen/Kohsen seit langem freunschaftlich verbunden. Das Paar bekam am 9. Juni 1925 eine Tochter, die Anita hieß. Ob es ein zweites Kind mit dem Namen Monika gibt, ist nicht ausreichend belegt.

Bis zur „Arisierung“ der Firma Kempinski 1937 arbeitete Julius für das Unternehmen, dann wurde er entlassen. 1939 musste das Ehepaar seine Wohnung in Berlin-Wilmersdorf räumen und in das „Minna-Schwarz-Heim“, ein sog. „Judenhaus“, umziehen. Zu diesem Zeitpunkt waren ihre beiden Kinder bereits aus Deutschland geflüchtet. Walter war nach Paris gegangen, wo er sich früh das Leben nahm. Henriette, die verheiratet war und Kinder hatte, wanderte mit ihrem jüngsten Sohn in die USA aus und starb erst 1965.

Julius und Clara Kohsen blieben in Berlin. Clara verstarb in der Nacht auf den 15. Juli 1941 eines natürlichen Todes. Julius flüchtete ein Jahr später, am 29. August 1942, in den Tod, um einer Deportation zu entgehen.

Für die Familie Kohsen wurden bereits Stolpersteine verlegt. Steine für Julius und Clara sowie die Tochter Henriette und Julius‘ Bruder Otto liegen in Aschersleben, in der Herrenbreite 9, ihrem ehemaligen Wohnhaus. Für seinen Bruder Otto wurde außerdem im Mai 2021 ein Stolperstein vor dem Andreanum gesetzt.

Finn Luca Schulte, Q1 (2021/2022)

Abb.: Kohsen Julius

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